Anderl Heckmair

Anderl Heckmair, Bergsteiger

Erstbesteiger der Eiger-Nordwand


"Ins Schicksal ergeben, stampfte ich durch den Sturm hinauf weiter zum Gipfel. Die Steigeisengurte fingen auch noch an einzuschneiden, die Füße wurden gefühllos.

Aber wir waren heraus aus der Wand und jetzt kamen wir durch, mochte es gehen wie es wollte. Es lag nur noch an uns. Die Gefahr des Berges und die Schwierigkeiten waren überwunden, der Sturm konnte uns auch nicht mehr umbringen.

Trotzdem, angenehm war es nicht, und beinahe wären wir noch über die Gratwächte hinabgestürzt. Der Grat ist in seinem oberen Stück waagrecht. In dem dichten Nebel aber schien es mir, als steige er hoch steil empor. In Serpentinen hatten wir das obere Eisfeld, das durch den Wind blankgefegt war, genommen. Eben machte ich wieder eine Kehre und beim nächsten Schritt stand ich draußen auf der Wächte. Wiggerl ebenso, einige Meter hinter mir.

Plötzlich brüllte er: »Halt, zurück! Da unten sind ja Felsen!« Die sahen wir auf der Südseite des Berges. Das wäre doch Pech ge­wesen: auf der Nordseite durchzukommen und über die Südseite abzustürzen, weil man den Gipfel übersehen hat.

Eigentlich hatten wir uns das Erlebnis, nach dieser Wand auf dem Gipfel zu stehen und damit das letzte, größte Problem der Alpen gelöst zu haben, viel imposanter vorgestellt. Im Sturm ging alles unter. Die Hände drückten wir uns, das Eis kratzten wir von den Augenbrauen, damit wir überhaupt etwas sahen, und sofort machten wir uns an den Abstieg in die Westseite, dem Sturm ent­gegen"

(Auszug aus dem Kaüitel "Die Eiger-Nortdwand" des Buches "Mein Leben als Begrsteiger" (1977), welches uns zur Zitierung empfohlen wurde. Wir danken für diesen Hinweis und das überlassene Foto.)



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