Teddy Kollek
"Das 20. Jahrhundert hat den Aufstieg und
Untergang
vieler nationalistischer Bewegungen gesehen und nicht alle (eher recht
wenige)
der Auswüchse dieser Bewegungen waren positiv. Der Brennpunkt in
meinem Leben jedoch war die Zionistische Bewegung und die Gründung
und
Entwicklung des Staates Israel. Die Geschichte des Zionismus spiegelt
in
vielfältiger Weise all die bedeutenden Ereignisse des
vergangenen
Jahrhunderts wider. In der Folge des Zweiten Weltkriegs und der
Schrecken
des Holocausts wurde die Möglichkeit der Schaffung eines
jüdischen
Staates endlich real. Viele verschiedene Kräfte mußten
zusammenkommen,
um dies zu ermöglichen, eingeschlossen die Gründung der
Vereinten
Nationen.
Ich habe mein Leben der Arbeit für den jüdischen Staat
gewidmet,
mit dem Ziel ihn Realität werden zu lassen. Als der Staat Israel
1948
gegründet wurde, arbeitete ich die nächsten 50 Jahre für
eine
starke, demokratische und pluralistische Gesellschaft und eine
schöne
Hauptstadt. Jerusalem vereinigt all die großen Konflikte der
Vergangenheit
in seinen archäologischen Stätten, deren religiöser
Bedeutung
für alle monotheistischen Glaubensrichtungen und deren politischer
Bedeutung
in den arabisch-israelischen Kriegen des 20. Jahrhunderts.
Das 20. Jahrhundert war voll von technischen Fortschritten und
großen
Sprüngen bei Entdeckungen auf den Gebieten der Natur- und
Humanwissenschaften, doch es war zugleich voll von Gewalt und
Blutvergießen. Ich blicke zurück
auf Kriege und Terror, doch ich sehe auch auf die großen
Errungenschaften.
Vieles bleibt noch zu tun in Israel und dem Konflikt mit den
Palästinensern,
wo wir doch schon so weit gekommen sind. Das 20. Jahrhundert
ermöglichte
Offenheit und nötige Bildung für alle Menschen, so daß
diese
ihre Möglichkeiten erkennen und ihre eigenen Bedürfnisse zu
verstehen,
und dies hat oft zur Entwicklung nationalistischer Bewegungen
geführt.
Das jüdische Volk hat 2000 Jahre im Exil verbracht. Das 20.
Jahrhundert
hat sie zurück in ihr Heimatland geführt, sowie zur ersten
politischen
Unabhängigkeit nach vielen Jarhunderten. In meinem Leben war dies
das
bedeutendste Ereignis des 20. Jahrhunderts."