Prof. Dr. Heinz Sielmann, Tierfilmer
(Foto: Sabine
Rübensaat, Deutscher
Bauernverlag GmbH.)
"Wenn ich an das vergangene Jahrhundert denke,
dann erinnere ich mich natürlich an die weltbewegenden Ereignisse:
an die Kriege, an die technischen Fortschritte. Ich denke aber auch an
eine Periode der massiven Naturzerstörung! Als Tierfilmer habe ich
mein Leben in der Natur verbracht. Es war mir vergönnt, alle
Kontinente zu bereisen, und ich habe auf diesen Expeditionen einige der
größten Naturwunder unserer Erde sehen dürfen. Dabei
musste ich sehr früh erkennen, dass wir dabei sind, diese letzten
Paradiese zu zerstören.
Nur ein Beispiel: 1957 führten mich Dreharbeiten für den Film
„Herrscher des Urwalds“ an den Oberlauf des Kongo nach Epulu. Diese
Urwaldstation war berühmt geworden, als Wissenschaftler hier im
Jahr 1901 das Okapi entdeckten, die scheue Waldgiraffe. 33 Jahre
später besuchte ich den Kongo erneut: Auf meiner Fahrt nach Epulu
sah ich links und rechts der Fahrbahn Hunderte Meter breite
Kahlschläge. Im Laufe nur einer Menschengeneration war die
Hälfte des Regenwalds in dieser Region zerstört worden. Die
großen Naturschutzorganisationen haben viel getan, um die
Tieflandregenwälder um Epulu zu erhalten. Aber der Kampf gegen
Degradation und vollständige Vernichtung weiterer
Urwaldflächen ist noch nicht gewonnen.
An der Schwelle zum neuen Jahrhundert hat sich gezeigt, wie wir
Menschen im Verlauf nur weniger Jahrzehnte einstige Naturlandschaften
zu überbevölkerten Zivilisationslandschaften gemacht haben.
Meine Hoffnung ist, dass wir uns diese Erkenntnis zu Herzen nehmen und
im 21. Jahrhundert lernen, uns in unserer Maßlosigkeit
einzuschränken und den Raubbau an der Natur zu beenden."
Prof. Heinz Sielmann
Tierfilmer und Gründer der Heinz Sielmann Stiftung